Über die Anfänge der Buchausleihe ist in Treuenbrietzen wenig bekannt. Die erste Bibliothek wurde 1875, also vor 125 Jahren, durch den Volksbildungsverein gegründet und ehrenamtlich geleitet. Es war nach Luckenwalde (1846) und Potsdam (1874) die dritte Volksbibliothek, die auf dem Gebiet des früheren Bezirks Potsdam eingerichtet wurde.
Die Initiative zur Gründung der Bibliothek ging von der 1871 ins Leben gerufenen „Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung“ aus. Sie war die Dachorganisation für zahlreiche kommunale und private Vereine. 1933 ist die Stadt Treuenbrietzen, gemeinsam mit dem Volksbildungsverein, Träger dieser Bibliothek. Sie hatte damals einen Bestand von 1.300 Büchern. Nach dem zweiten Weltkrieg kommen die Reste der Bibliothek im Rathaus unter. Im Mai 1950 erhält die Leihbücherei 303 Bände unentgeltlich von der Regierung. Der Buchbestand umfaßt 790 Bände, darunter 504 Bücher, die vor 1945 erschienen sind. Die Bücherei ist zu dieser Zeit in der Volksbuchhandlung Großstraße 7 untergebracht. Fräulein PÖTSCH erledigt neben dem Buchverkauf ehrenamtlich die Aufgaben der Buchausleihe. Im Juli 1952 übernimmt Bernhard BERO zunächst ehrenamtlich und bald darauf hauptamtlich die Leitung der Bibliothek, die noch im gleichen Jahr ins Rathaus umzieht. Sie befindet sich zu dieser Zeit im 1. Stock des Rathauses und ist täglich von 10.00 bis 12.00 Uhr und von 15.00 bis 18.00 Uhr sowie samstags von 10.00 bis 15.00 Uhr geöffnet. Bernhard BERO, der inzwischen mit seiner Bibliothek in das ehemalige Amtsgerichtsgebäude in der Leipziger Straße 215 umgezogen ist, verspürt das Bedürfnis, wieder in dem von ihm erlernten Beruf als Drogist zu arbeiten. Nun sucht die Stadt für ihn einen Vertreter in der Bibliothek.
1955 überträgt man Hildegard GERICKE die Leitung der Bibliothek, die weiterhin aus zwei Räumen in der unteren Etage des Amtsgerichtsgebäudes bestand. Die Zahl der Bücher beträgt 1.776, die der Leser 691. In einem „Aktionsprogramm“ wird 1958 der Stadtbibliothek die Aufgabe gestellt, den Leserkreis durch häufige Buchausstellungen und Buchbesprechungen zu erweitern. 1958 werden für die Anschaffung neuer Bücher 2.000 Mark zur Verfügung gestellt. 1959 und 1960 jeweils 3.000 Mark. Da die Räumlichkeiten in der Leipziger Straße nicht mehr ausreichend sind, erfolgt 1959 die Verlegung der Bibliothek in das Grundstück Breite Straße 4. Aber auch hier ist kaum mehr Platz.
Bereits 1961 gehen die Bibliotheksbestände wieder auf Wanderschaft, diesmal in die Hakenbuden in der Großstraße 110. Die Räume sind gerade frei geworden, weil die Besitzer des Schuhladens in den Westen Deutschlands ausgewandert waren. Jetzt kann auch die Umstellung auf die „Freihandausleihe“ beginnen, da die Bibliotheksfläche sich von 23qm auf 65 qm vergrößert hat. 1967 kommen mit der Eröffnung einer Kinderbibliothek an der Nordseite der Hakenbuden noch einmal 38 qm Bibliotheksraum hinzu. Die Stadtbibliothek hat jetzt bei 1,5 Planstellen einen Bestand von 8.049 Büchern, die Zahl der Leser beträgt 1.270, die der Ausleihen 27.681. Auch die Fernleihe von Büchern wird von nun an möglich. Für Neuanschaffungen stehen 9.255 Mark zur Verfügung. Mit einem Bücherfahrrad fährt Hildegard Gericke auch nach Frohnsdorf, um in der dortigen Schule die Ausleihe durchzuführen. 1975 wird die Wand zum Nachbarhaus (Großstraße 111) durchbrochen. Im ehemaligen Geschäftsraum von Goldschmied SCHARNOW, werden nun Fachbücher zur Ausleihe angeboten. Die Bibliothek verfügt jetzt über eine Gesamtfläche von 155 qm. Die Stadtbibliothek kann die Anzahl ihrer Leser und Ausleihen ständig vergrößern. Die Zahl der Bestandseinheiten ist auf 13.579 gestiegen, darunter 36 Zeitungen und Zeitschriften sowie 157 Schallplatten. 1981 erhält die Stadtbibliothek in den Hakenbuden auch ein verschönertes Außenbild. Die Fassaden werden neu verputzt, die Fachwerkkonstruktionen bleiben in ihrer ursprünglichen, denkmalgeschützten Form erhalten. 1984 geht Hildegard GERICKE in den wohlverdienten Ruhestand und Kathleen SEEHAUS übernimmt die Leitung der Bibliothek.
1988 richtet die Stadtbibliothek Treuenbrietzen im Frohnsdorfer Jugendklub (im Gebäude der Waldschule) eine neue Ortsteilbibliothek ein. Der Bestand wird ständig durch Literatur aus Treuenbrietzen ergänzt. Bei Bedarf erfüllt die dortige Leiterin Helma RUDOLPH auch spezielle Leserwünsche. Nach der Wende beginnt eine inhaltliche Neuausrichtung. Im Dezember 1990 teilt die Stadtbibliothek mit, dass sie ab sofort aktuelle Literatur und Tonträger für große und kleine Leser bereit hält. Hilfe kommt auch aus dem Westen. Die im Gemeinderat von Nordwalde vertretenen Parteien rufen die Bürger ihres Ortes auf, gut erhaltene Bücher aller Literatursparten für die Bibliothek der Partnerstadt Treuenbrietzen zu spenden. Sie werden im Rahmen einer „Bücherbrücke“ Anfang März 1991 in Treuenbrietzen übergeben. Dadurch erhöht sich der Bücherstand zeitweilig auf 26.000 Bestandseinheiten, die Zahl der Nutzer liegt bei 1.000. Die Bibliothek hat jetzt vier Mitarbeiter. Sie ist gleichzeitig zuständig für die Versorgung der Ortsteilbibliothek Frohnsdorf, der Schulbibliothek Marzahna und der Gemeindebibliotheken in Bardenitz, Dietersdorf, Feldheim, Zeuden, Lobbese und Rietz. 1990 erhält die Bibliothek erstmals etwas vom Fördergeld, seit 1991/1992 ist sie eine feste Größe im Haushaltsplan der Stadt.
Die Gemeindebibliotheken rings um Treuenbrietzen schließen, die Gemeinden sollen künftig einmal wöchentlich durch ein Auto der Stadtverwaltung oder des Kreises mit Büchern versorgt werden. Doch das ist nur eine Übergangslösung. Letztmalig fährt eine Luckenwalder Fahrbibliothek am 04. März 1994 nach Lobbese, Marzahna, Dietersdorf, Rietz und Bardenitz. Ab 1994 fällt die Bundesförderung für den Unterhalt von Bibliotheken weg. Das Land Brandenburg stellt nur noch in gekürztem Umfang Mittel bereit. Im Juni 1994 beschließt die Stadtverordnetenversammlung die Einführung von Benutzungsgebühren in der Stadtbibliothek. Eine CD kann jetzt für zwei DM vier Wochen ausgeliehen werden. Bei Videos ist eine Gebühr von drei DM für zwei Ausleihtage zu zahlen. Die Ausleihe von Büchern und Tonkassetten bleibt kostenlos.
Im März 1996 zieht die Stadtbibliothek aus den Hakenbuden aus, weil die Räume baufällig sind und schlecht beheizt werden können. Ein neues Quartier findet sie im ehemaligen Kindergarten in der Berliner Straße 51. Aber auch hier mußte erst die Feuchtigkeit aus den Wänden vertrieben werden. Sie stammte noch aus der Zeit, als in diesem Eckhaus eine Gastwirtschaft betrieben und die Bierfässer in Ermangelung eines Kellers im Erdgeschoß gelagert wurden. Die wöchentlichen Öffnungsstunden werden von 18 auf 16 Stunden herabgesetzt. Darunter sind zwei Stunden für die Außenstelle in Frohnsdorf, wo der Arbeitsplatz von Helma Rudolph inzwischen dem Rotstift zum Opfer gefallen ist. Am 25.01.1999 beschließt die Stadtverordnetenversammlung endgültig die Schließung der Ortsteilbibliothek in Frohnsdorf.